JB: Kannst Du Dich kurz vorstellen?

AI: Ich bin Arne Ihm, 52 Jahre alt und komme ursprünglich aus Mainz. In den achtziger Jahren hat es mich nach Berlin verschlagen, nach dem Mauerfall habe ich meine Fühler auch ins östliche Brandenburg auf den Hof, der meiner Familie kurz davor zurückübertragen wurde, ausgestreckt. Dort lebe ich, habe aber auch noch einen Platz in Berlin.

Jeckybeng's Interview mit dem leidenschaftlichen Gärtner Arne Ihm aus Brandenburg

JB: Wie kamst Du zum Gärtnern?

AI: Ich hatte schon immer eine große Liebe zur Natur und so habe ich nach der Schule eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner gemacht. Die hat mir zumindest einige Kenntnisse über Pflanzen und wie man sie behandelt vermittelt. Ansonsten war mir beim Landschaftsgärtnern zu viel Stein und zu wenig Pflanzen. Ich lernte noch Krankenpfleger und arbeitete auch in dem Beruf bis ich auf den Hof nach Ostbrandenburg ging. Dort entdeckte ich meine Liebe zu den Pflanzen wieder. Und mit einer wachsenden Lust mit guten Zutaten zu kochen, erweckte ich mein Gärtnergen wieder zum Leben und fing an erst privat und später im Garten Steinhöfel alte und seltene Gemüsesorten anzubauen. So hat mich meine Begeisterung für gutes Essen wieder zum Gärtnern gebracht.

Jeckybeng's Interview mit dem Gärtner Arne Ihm aus Brandenburg

JB: An welchem/n Projekten arbeitest Du gerade?

AI: Der Club der Agronauten ist gerade mein wichtigstes Projekt. Das sind Workshops im Garten Steinhöfel bei der die „Agronauten“ an die Zusammenhänge von Boden, Pflanzen und Lebensmitteln herangeführt werden. Der Agronaut kann sein Gemüse von der Einsaat bis zur Ernte begleiten. Er wird sensibilisiert was unsere Ernährungsweise in der Welt bewirkt und bekommt Alternativen vorgestellt. Wir bieten zum Beispiel einen Workshop zur Tofuherstellung aus selbst angebautem Soja an oder zeigen, dass Quinoa auch bei uns gut wächst.

Jeckybeng's Interview mit dem Gärtner Arne Ihm aus Brandenburg

JB: Gibt es einen Lieblingsort? Wenn ja, warum dieser?

AI: Mein Lieblingsort ist der Sattel meines Rennrads während ich durch Berlin fahre. Die Arbeit in der Natur mit Erde und Pflanzen erdet schon sehr, sodass ich zum Ausgleich gerne mal abhebe. Mit der richtigen Musik auf den Ohren durch die Stadt zu radeln kommt dem schon sehr nahe.

JB: Wo siehst’ Du Dich in 5 Jahren?

AI: Gerne noch an ähnlicher Stelle. Ich habe schon eine Menge ausprobiert und fühle, dass ich am richtigen Platz angekommen bin.

JB: Erzähl’ uns ein wenig vom Kunstverein Landkunstleben in dem Du arbeitest

AI: Landkunstleben ist eine Gruppe von Künstlern, Gärtnern und Menschen mit Ideen, die sich für die Kultur der nachhaltigen Umgestaltung von Gegenwart einsetzen. Wir haben uns 2001 im östlichen Brandenburg gegründet und machen Kunstaktionen im ländlichen Umfeld und in der nächsten Stadt Fürstenwalde. Soziokulturelle Projekte wie Filmprojekte mit benachteiligten Kinder sind in den letzten Jahren dazugekommen.
Der Garten Steinhöfel ist ein Begegnungs- und Veranstaltungort welchen wir mit Ein Euro Jobbern und Freiwilligen (FSJ Kultur,EVS) bewirtschaften. Außer dem Club der Agronauten gibt es dort die Kochenden Gärten – Kochkurse unter freiem Himmel mit selbst geerntetem aus dem Garten. Als kleines Team stemmen wir vielfältige Projekte und sind international gut vernetzt.

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JB: Was wolltest Du mal werden?

AI: Als Kind wollte ich Archäologe werden. In der Erde buddeln war schon immer mein Ding…

JB: Was macht Dich glücklich?

AI: Kommt auf die Situation an. Das kann ein tolles Essen, eine spannende Wanderung mit meinem Hund oder Party sein. Einmal im Monat bei der Critical Mass in Berlin mitzufahren ist auch superschön.

JB: Wie sieht ein typischer Tag im Leben von Arne Ihm aus?

AI: Nach der Dorfrunde mit meinem Hund bin ich vormittags im Garten Steinhöfel, den ich leite. Das heißt den Überblick behalten, einteilen, anleiten und wenn es gut läuft auch viel in der Erde buddeln. Nachmittags kümmere ich mich um meine Hühner, Schafe, den Hund und den Hof. Den Feierabend läute ich gerne mit einem Gin Basil Smash, natürlich aus eigenem Basilikum, und dem Blick über die Weite Brandenburgs ein, bevor ich mit der Ernte aus dem Garten koche und auch gerne experimentiere. Nach einem guten Essen wird der Abend bei mir in der Regel nicht mehr lang. Nach soviel frischer Luft habe ich genügend Bettschwere und am nächsten Morgen geht es wieder früh raus.

JB: Was fällt Dir zu folgenden Stichwörtern ein?

Social Media
Manchmal lästig, manchmal nett. Man sollte es nicht übertreiben.

Musik
Viel und wie mein Gemüse vielfältig und bunt.

Vorbilder
Mein Hund vielleicht. Seine Art nur im Moment zu leben ist wirklich vorbildlich.

Glück
Ist schön aber selten, für den Alltag reicht auch Zufriedenheit.

Inspiration
Immer wieder die Natur.

Jeckybeng's Interview mit dem Gärtner Arne Ihm aus Brandenburg